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30.11.2004
Weitere Leserbriefe, die
sich mit dem Mediationsverfahren zur B10 befassen:
Nachhilfekurs in Mediation nötig
Mit wachsendem Unbehagen habe ich in den vergangenen Tagen in der
RHEINPFALZ die Auseinandersetzung der B-10-Ausbaubefürworter und -gegner
verfolgt. Als kritischer Beobachter des laufenden Mediationsverfahrens möchte
ich folgende Anmerkung machen:
In zahlreichen Schulen des Landes werden seit einigen Jahren vom
Kinderschutzbund und anderen Organisationen Streitschlichterausbildungen
angeboten. Hier erlernen engagierte Jugendliche in mehrtägigen
Trainingseinheiten die Prinzipien und Techniken der so genannten Mediation. Sie
lernen unter anderem, dass dieses Vermittlungsverfahren ergebnisoffen ist und
dass ihre Rolle als Mediator darin besteht, als unparteiliche Dritte den beiden
Konfliktparteien zu einer für alle akzeptablen Lösung zu verhelfen. Dabei ist
es, so der ursprüngliche Gedanke der Mediation, das gemeinsame Ziel, eine Lösung
zu erarbeiten, mit der beide Streitparteien ¸¸leben können".
Was an den
Schulen mit großem Erfolg praktiziert wird, erweist sich in der Welt der
Erwachsenen als beschämendes Trauerspiel:
1. Angesichts der Vorgaben der Landesregierung (¸¸Ausbau der B 10
ohne Wenn und Aber") kann (...) von Ergebnisoffenheit nicht im Entferntesten die
Rede sein.
2. Der Mediator, also der neutrale und unabhängige Dritte in der
Auseinandersetzung zwischen den beiden Kontrahenten, wird, (kaum zu glauben,
aber wahr), von der einen Streitpartei (der Landesregierung in Mainz)
ausgewählt, beauftragt und bezahlt!
3. Ausgerechnet ein pensionierter Richter, ein Mann also, der
Zeit seines Lebens in den Kategorien von Recht und Unrecht gedacht hat, soll der
geeignete Vermittler sein, der in diesem hochkomplexen Verfahren den Streitenden
mit Kreativität und Tatkraft zu einer tragfähigen Lösung verhelfen soll.
4. Von einem fairen Verfahren kann auch insofern nicht die Rede
sein, als ausgebuffte Politprofis mit allen ihnen zur Verfügung stehenden
verwaltungstechnischen Kniffen gegen einen Gegner kämpfen, der sich überwiegend
aus ehrenamtlich engagierten Bürgern zusammensetzt, die sich um Umwelt und
nachfolgende Generationen sorgen.
Was die Kosten der Mediation in Höhe von fast 300.000 Euro (!)
betrifft, so könnte man argumentieren, dass demokratische Verfahren nun einmal
ihren berechtigten Preis haben (Nur Diktaturen sind billiger!). Unter den oben
beschriebenen Vorzeichen bleibt allerdings die überaus ernüchternde Bilanz: Das
Geld ist futsch!
Was bleibt zu
tun?
1. Die in der schulischen Streitschlichtung eingesetzten
Jugendlichen laden den Ministerpräsidenten des Landes sowie ausgewählte
Staatssekretäre zu einem (kostenlosen!) Nachhilfekurs in Sachen Mediation ein.
2. Die in Gemeinderäten, Umweltverbänden, Bürgerinitiativen etc.
ehrenamtlich (!) tätigen Bürger nehmen ihre Verantwortung wahr, lassen sich
nicht verunsichern und streiten weiter engagiert und mit rechtstaatlichen
Mitteln für ihre Sache!
Jörg Weisner, Annweiler
Verschlägt dem Bürger die Sprache
Wie viel
Halbwahrheiten und Verdrehungen darf man Bürgern zumuten?
Offensichtlich gibt es keine Grenzen, wenn es die Durchsetzung von
wirtschaftspolitischen Zielen rechtfertigt.
Bekannt ist, dass die Landesregierung bereits im Vorfeld des
Mediationsverfahrens verlauten ließ, der ¸¸vierstreifige Ausbau" der B 10
(weil politisch gewollt) sei beschlossene Sache.
Aus offensichtlich wahltaktischen Gründen inszenierte man ein mehr als 280.000
Euro teures Mediationsverfahren - aus Steuergeldern versteht sich - in dem, wie
zu lesen ist, wesentliche Kernargumente der ¸¸Ausbaugegner" und dringende
Empfehlungen forschungsbasierter Gutachten unberücksichtigt bleiben (Bericht der
RHEINPFALZ vom 13. November).
Dass der Sprecher des Mainzer Verkehrsministeriums Herr Wagner in Kenntnis der
Vorgänge die Dinge auf den Kopf stellt und davon spricht, die Umweltwirkungen
(!) seien durchaus beherrschbar (RHEINPFALZ vom 18. November; ¸¸B-10-Gegner
leugnen Fakten" und Land:
B-10-Ausbaugegnern ¸¸schwimmen die Felle davon") verschlägt dem mündigen
Bürger die Sprache.
Was meint Herr Wagner damit, wenn er behauptet, den Ausbaugegnern (hier sind
wohl die Bürger gemeint, die sich gegen eine Transitautobahn zur Wehr setzten)
¸¸schwimmen die Felle davon"?
Meint er, dass die Probleme ¸¸davonschwimmen", die im Falle eines
¸¸vierstreifigen Ausbaus" auf die Anwohner der Region zukommen werden (ein
sich rapide erhöhender Schadstoffeintrag und die gesundheitlichen Folgen,
Vermüllung durch Lärm, Landschaftszerstörung etc.)?
Will die Landesregierung mit dieser Politik verdecken, dass der fundierten
Kritik der Bürger und Gemeinden nichts entgegenzusetzen ist, es dafür auch keine
Lösung gibt, es sei denn, die Landesregierung verzichtet auf das wahnwitzige
Vorhaben?
Ich wiederhole und berufe mich auf Goethe: ¸¸Man muss das Wahre immer
wiederholen, weil auch der Irrtum uns immer wieder gepredigt wird, und zwar
nicht von Einzelnen, sondern von der Masse in Zeitungen und Enzyklopädien, auf
Schulen und Universitäten."
Den vierspurigen Ausbau
der B 10 zu verhindern heißt die Lebensqualität unserer Region zu erhalten,
nachhaltig einzutreten für eine intakte Umwelt und für unsere Gesundheit sowie
die unserer Kinder und Enkelkinder und Fürsprecher zu sein für die uns
anvertraute Schöpfung.
Helmut Leitwein, Annweiler
Planung
zu nahe an Steinfeld?
Ich habe bei allen Ausführungen bisher nichts über die Planungen
Anfang der 80er Jahre gelesen. Weshalb werden diese nicht auf den Tisch gelegt?
Ich erhielt im März 2002 vom Landesamt für Straßen- und Verkehrswesen (...)
einen Auszug dieser Planung. Wortwörtlich heißt es hier: ¸¸Im Ergebnis dieser
Gutachten hatte die Variante III - vierstreifiger Ausbau der B 10 zwischen
Höheischweiler und Hinterweidenthal sowie eine zweistreifige Neuführung der B
427 von Hinterweidenthal über Dahn nach Bad Bergzabern zur A 65 bei Kandel - den
höchsten Nutzen-Kosten-Faktor erhalten."
Die Planung wurde wegen Nicht-Dringlichkeit des Ausbaus eingestellt. Allerdings
heißt es weiter im Text: ¸¸Im Juni 1985 wurde letztlich in Verhandlungen
zwischen der Landesregierung und dem Bundesverkehrsministerium die Entscheidung
getroffen, den Bau der A 8 aufzugeben und die Variante III nach der Vorlage des
Landes vom Mai 1985 weiter zu betreiben und im Bedarfsplan in vorderster
Dringlichkeit aufzunehmen."
Wieso kommt dies also nicht aufs Tapet? Liegt die Planung zu nahe
an Steinfeld und berührt hierdurch die Interessen eines hochrangigen Politikers?
Ich bin sicher, dass im Mediationsverfahren diese Variante tunlichst
verheimlicht wird. Allerdings hätte ich von der örtlichen Presse erwartet, die
Bürger diesbezüglich zu informieren. (...)
Thomas Noeske, Spirkelbach
Quelle:
Verlag: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Pfälzer Tageblatt
Ausgabe: Nr.276
Datum: Freitag, den 26. November 2004
Seite: Nr.17
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Regionalbüro Pfalz
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